Mit über 18000 Christen (sogar 21000 nennt die Stuttgarter Zeitung) erlebte ich den Christustag in der Stuttgarter Mercedes-Benz Arena.
Einige Beiträge orientierten sich an den Bekenntnissen der Reformation: allein Christus, allein die Gnade, allein der Glaube, allein die Schrift. Das Jahr 2017 wirft seine Schatten voraus: es soll an 500 Jahre Reformation erinnern. "Allein die Schrift" - darauf bezieht sich auch das Motto unseres Projektes Bibel 2.0: "Die Bibel erklärt sich selber".
Eindrücklich fand ich den Bericht von Dr. James Kim Chin Kyung. In Nordkorea zum Tod verurteilt, hinterließ er als letzten Willen seine Organe dem notleidenden koreanischen Volk und rief dazu auf, keine Vergeltung für seinen Tod zu üben: "Wenn ihr Rache übt, dann war mein Tod umsonst." Seine Haltung bewegte die Verantwortlichen so, dass er nach China ausreisen durfte - nach seiner Aussage das erste Mal, dass ein zum Tod Verurteilter frei kam. Er wurde chinesischer Staatsbürger, sagte aber nichts Schlechtes über seine Gefangenschaft in Nordkorea. So wurde er später wieder nach Nordkorea eingeladen und konnte zwei Universitäten gründen, in denen christliche Gottesdienste gehalten werden. Sein Lebensthema ist "lov-ism" - gelebte Liebe: "Geben und lieben statt nehmen und hassen"; nicht "Protestant", sondern "Liebe-stant".
"Zeit zum Aufstehen", ein "Impuls für die Zukunft der Kirche" - Initiatoren dieser Bekenntnisaktion verlasen "7 zeitlose Grund-Sätze unseres christlichen Glaubens".
Die Informatikprofessorin Maggie Gobran wird auch „Mutter Teresa von Ägypten“ genannt. Sie ermutigte dazu, ein "Held" zu sein, der sein Leben an Gottes Wort orientiert. Jeden Tag 20 Minuten in der Bibel lesen, die ganze Bibel in einem Jahr: "Wenn du ein Held sein willst, dann sei unter den [H.S.: beschäftige dich mit den] Helden." Am Schluss ihres Vortrags fiel sie nieder und küsste die Erde: "In jedem Land, in das ich komme, küsse ich die Erde und bitte Gott für die Helden."
Der Politiker Volker Kauder sprach sehr engagiert über verfolgte Christen. Er schilderte, wie weltweit Christen am meisten verfolgt werden allein dadurch, dass sie am weitesten verbreitet sind. Am stärksten sei die Verfolgung gerade in islamischen Ländern. Er wies auf das in der UN-Charta verankerte Menschenrecht hin, den Glauben zu wechseln: "Wer zu Europa gehören will, muss die Glaubensfreiheit garantieren". Ich denke, unabhängig von seiner politischen Ausrichtung verdient sein Engagement großen Respekt! Was jeder einzelne Christ dafür tun kann, gab er abschließend mit den Worten eines Kirchenführers aus Nordafrika wieder: "Beten sie jeden Tag für die verfolgten Christen!"
Die Redewendung "Gott sieht alles. Aber er petzt nicht" wurde an diesem Tag gleich zweimal erwähnt, jedoch in ganz unterschiedlichem Zusammenhang. In ihrem Grußwort zum Reformationsjahr 2017 unterstrich Prof. Margot Käßmann damit die Freiheit der Christen. Dagegen berichtete der Schauspieler Markus Majowski von seinen Drogenproblemen, bei denen ihn dieses Wort als falsche Rechtfertigung begleitete.
Bei schönem Sommerwetter ging der Christustag gegen 17:30 zu Ende. Das freundliche Miteinander um das Stadion und die entspannte Fahrt in der U-Bahn habe ich in guter Erinnerung. Ob es bei anderen Großveranstaltungen auch so friedlich zugeht?
Weitere Links:
Christustag: „Teil seiner Geschichte“ (Medienmagazin pro)
Protestanten strömen nach Stuttgart (idea.de)
Christustag 2014 (Deutsche Evangelische Allianz dea.de)
2014-06-20 • HSteeb